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P-Seminar Zwanziger Jahre

Die Zwanziger Jahre – Entdeckung eines Jahrzehnts
Ein Projektseminar des Hermann-Kesten-Kollegs 2013/14

„Als er aus dem Bahnhof trat und wieder diese Straßenfluchten und Häuserblöcke vor sich sah, dieses hoffnungslose, unbarmherzige Labyrinth, wurde ihm schwindlig. Er lehnte sich neben ein paar Gepäckträgern an die Wand und schloss die Augen. Doch nun quälte ihn der Lärm. Ihm war, als führen die Straßenbahnen und Autobusse mitten durch seinen Magen.“
(Erich Kästner, Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, 1931)

Warum ein weiteres Mal die 1920er Jahre zum Thema machen, gibt es dazu nicht schon mehr als genug? Für das P-Seminar[1] ‚Moderne’ am Hermann-Kesten-Kolleg ließ sich nicht einmal ein Jubiläum konstruieren, dazu hätte es sechs Jahre warten müssen.
[1] projektorientierte Seminare gibt es seit G8 in der gymnasialen Oberstufe

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Nun, die Weiche zur ersten Republik nach dem Ersten Weltkrieg wurde ziemlich abrupt umgelegt, der Zeitgeist, die Mentalität hinkten da etwas hinterher. Aber bald schon zeigte sich allerhand in Kultur und Technik, was diese Distanz zu schließen versprach. Die Zwanziger waren die Zeit des Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit, des Radios, des Tonfilms, des Jazz, des Zeppelins, und ja, natürlich, auch DADA und das Bauhaus hatten hier ihre hohe Zeit. Es ging hierbei weniger um ‚Geburtsstunden’, sondern mehr um öffentliche Akzeptanz und Gebrauch, wenn man das – auf Kunst bezogen – überhaupt sagen darf.

Anspruch und Inhalt des Seminars war die Betrachtung eines Zeitalters, ganz ohne einheitsstiftendes, vorgängiges Konzept: Jede Schülerin, jeder Schüler suchte sich einen Bereich aus, zu dem sie oder er eine ganze Zeit lang arbeiten wollte. Und heute – ein halbes Jahr später – gestatten selbst programmierte Website und digitale Zeitschrift Blicke auf einen Bauhausstudenten, einen Technikbegeisterten auf der Suche nach einer Frau, auf den Surrealismus und die Neue Sachlichkeit, die Jazzband Weintraubs Syncopators, auf den Literaten Klaus Mann, die Büroangestellte Margarethe, die nach dem ‚Glanz’ dieses Jahrzehnts sucht, auf den Enkel des Dadaisten Huelsenbeck, den Boxer Max Schmeling, Fritz Langs Stummfilm ‚Dr. Mabuse’, aber auch auf die Schattenseiten der Wohn- und Lebensverhältnisse in Berlin.
- Skott Grunau