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Interview mit Klaus Mann

Ein fiktives Interview, 1931 geführt von Daniel Peyerl

Heute habe ich die Ehre, ein Interview mit einer literarischen Legende durchzuführen. Ich spreche von Klaus Mann, einem Literaten durch und durch mit stark sozialen Qualitäten und erstklassigem Verhalten. Zunächst aber möchte ich Ihnen kurz etwas zu Klaus Manns Leben erzählen.

Klaus Mann wurde am 18. November 1906 als Sohn von Thomas Mann in München geboren. Im Jahr 1922 wechselte er vom Wilhelmsgymnasium in München auf die Odenwaldschule, ein reformpädagogisches Internat. Dort lernte er seine erste Liebe kennen, Pamela Wedekind, die Tochter des Dramatikers Frank Wedekind, mit der er sich bald schon verlobte. 1924 zog Klaus mit ihr nach Berlin, wo er als Theaterkritiker arbeitete. Seinen ersten Roman – ‚Der fromme Tanz’ – brachte er 1925 heraus, bei dem er sich zu seiner Homosexualität bekannte. Er veröffentlichte ihn, obwohl er aufgrund des gesetzlichen Verbots von Homosexualität hätte bestraft werden können. 1927 veröffentlichte er einen Essay über seine Reisen quer durch Europa. Nach seiner Rückkehr treffen wir ihn hier in Paris, in einem Café.

Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater? Einen so berühmten Schriftsteller wie Thomas Mann zum Vater zu haben, ist sicherlich nicht immer einfach gewesen, oder?

Mein Vater war immer ein Vorbild für mich, er konfrontierte uns bereits im frühen Kindesalter mit Literatur. Er forderte viel von uns, es gab einen strikten Haushaltsplan und wir mussten termingerechtschlafen gehen und natürlich morgens zeitig raus. Alles in allem hatte ich eine schöne Kindheit.

Wie sah für Sie die Welt um 1920 herum aus?

Hier muss ich ein wenig ausholen, damit Sie sich ein klares Bild machen können. Die Kolossalorgie des Hasses und der Zerstörung des Weltkriegs war vorüber. Nach den blutigen Exzessen kam der makabre Jux der Inflation, welch atemraubende Lustbarkeit, die Welt aus den Fugen gehen zu sehen!

Haben nicht Denker einmal von einer ‚Umwertung aller Werte’ geträumt? Stattdessen erlebten wir nun die totale Entwertung des einzigen Wertes, an den eine entgötterte Epoche wahrhaft geglaubt hatte, des Geldes. Das Geld verflüchtigte sich, löste sich auf in astronomischen Zahlen. SiebeneinhalbMilliarden deutsche Reichsmark für einen amerikanischen Dollar, neun Milliarden, eine Billion ... Was für ein schlechter Witz!