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Die kunst der zwanziger Jahre

Von Katrin Wycisk

„Ich glaube an die künftige Auflösung der beiden äußerlich so widersprüchlichen Zustände - Traum und Wirklichkeit - in einer Art von absoluter Wirklichkeit, der Surrealität.“
(André Breton, 1. Manifest des Surrealismus, 1924)

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Die Kunst stand im Kontrast zur grauen politischen Wirklichkeit der Weimarer Republik und gab schillernd die Facetten der Gesellschaft wieder. Gerade während der Nachkriegsjahre wurde experimentiert, der Surrealismus entwickelte sich, es wurde provoziert und kritisiert.

Der Surrealismus, ausgehend von Paris, bemühte sich, die Tiefen des Unterbewusstseins auszuloten und beschäftigte sich mit der unwirklichen, traumhaften Seite der gesellschaftlichen Realität. 1924 veröffentlichte André Breton (1896-1966) sein ,Surrealistisches Manifest‘ in welchem er für eine „Aufhebung“ der Widersprüche von Irrealität und Realität in einer absoluten „Über-Wirklichkeit“ plädiert. Grundtechniken des Surrealismus waren verfremdende Darstellungen, sie hatten damit oft eine traumhafte und abstrakte Wirkung.  Nicht unüblich war es, das Bewusstsein durch Traum, Schlaf oder Rauschmittel auszuschalten und Unbewusstes in einem nicht gesteuerten, automatischen Malprozess auszudrücken. Ängste und Begierden sollten ohne eine Zensur des Bewusstseins zum Vorschein kommen und Figuren ohne Erinnerung an bereits vorhandene Bilder erschaffen werden.

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Der Surrealismus wurde als Kunstbewegung verstanden, die gegen die unglaubwürdigen Werte der Bourgeoisie antrat und versuchte, konstruktive Kritik an bestehenden Gesellschaftszwängen zu üben. Im Vordergrund stand eine nicht-rationale und gefühlsbetonte Welt des Traums, logisch-rationale Kunstauffassungen wurden dabei radikal abgelehnt. Breton dominierte die Surrealisten-Gruppe, weitere wichtige Vertreter waren Salator Dalí und Max Ernst. Nach 1928/1929 führten politische Streitigkeiten im Zuge des sich ausbreitenden Faschismus zur Auflösung der Surrealisten.

Der Mensch, der sich durch das Anwachsen der Städte zu riesigen Metropolen immer kleiner und unbedeutender fühlte, wurde schonungslos durch Künstler wie George Grosz und Heinrich Zille dargestellt, welche die zerrütteten Zustände der Gesellschaft thematisierten.

Geprägt wurde der Begriff der Neuen Sachlichkeit 1925 durch Gustav Friedrich (1884-1963), der ihn als Titel für eine erfolgreiche Ausstellung nach-expressionistischer Kunst in Mannheim verwendete. Der Zeitrahmen der Neuen Sachlichkeit wird mit der Weimarer Republik gleichgesetzt. Während der Stabilisierungsphase der Weimarer Republik setzte sich eine „Versachlichung“ der Bildinhalte durch, die Darstellung der sozialen und ökonomischen Wirklichkeit rückte in den Mittelpunkt, bevorzugt waren Stillleben und Portraits. Die Neue Sachlichkeit bemühte sich das nüchterne Streben nach der Bewältigung des Alltags der Menschen einzufangen. Ihr Ziel ist es, die uns umgebende Welt aus einer neuen Sicht zu zeigen. Alltägliche Situationen, die die nüchterne Realität zeigten, wurden illustriert.

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Die Neue Sachlichkeit lässt sich in einen rechten und einen linken Flügel unterteilen. Der linke Flügel, der Verismus, übte scharfe, politische und soziale Kritik, wichtige Vertreter waren George Grosz und Otto Dix. Oftmals wurden Bildinhalte verzerrt und geradezu grotesk karikiert. Kritik der Weimarer Republik und Wunsch nach Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse kam zum Ausdruck. Die Veristen versuchten, gesellschaftliche Strukturen aufzudecken, welche die für die einfache Bevölkerung zumeist miserablen Lebensumstände prägten. Berlin war Hauptstadt des Verismus.

Der Klassizismus hingegen griff auf traditionelle Techniken zurück und stellte die in der Weimarer Republik weit verbreitete Sehnsucht nach Idylle dar. Vor allem Georg Schrimpf (1889-1938) und Alexander Kanoldt (1881-1939) beeinflussten den Klassizismus mit ihren oft naturbezogenen Gemälden. Er etablierte sich vor allem in München.